Am Freitag, den 12. September 2025, fand im Gemeindehaus von Flußbach ein Vortrag der Historikerin Dr. Lena Haase von der Universität Trier statt. Ortsbürgermeister Wolfgang Scheibe eröffnete die Veranstaltung, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Das große Interesse zeigte, dass die Geschichte des Frauenstraflagers Flußbach – einem lange fast vergessenen Kapitel der NS-Zeit – viele Menschen bewegt.
Unter den Gästen waren auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Marcus Heintel, der Abteilungsleiter Strafvollzug des Justizministeriums Mainz, Thomas Messer, vom Emil-Frank-Institut Monika Metzen-Wahl und Klaus Wahl, vom Wittlicher Gefängnis Stefan Wagner, Pastor Matthias Veit, von der Universität Trier Dr. Thomas Grotum sowie der Förderverein der Gedenkstätte KZ Hinzert mit Dieter Burgard und die Leiterin der Gedenkstätte, Dr. Sabine Arend. Auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Zeitzeugen aus Flußbach nahmen teil und trugen mit persönlichen Erinnerungen dazu bei, die Geschichte lebendig werden zu lassen.
In ihrem Vortrag beleuchtete Dr. Haase die Hintergründe des Frauenstraflagers, das am 16. September 1942 als Außenstelle des Strafgefängnisses Wittlich eingerichtet wurde. Auf dem Gelände unterhalb des Kaler Kreuzes standen mehrere große Baracken und kleinere Gebäude, die von einem Drahtzaun umgeben waren. In den knapp zwei Jahren bis 1944 wurden dort mindestens 1.885 Frauen inhaftiert. Viele von ihnen kamen aus Frankreich und Luxemburg und wurden wegen ihres politischen Widerstands oder als sogenannte „Nacht-und-Nebel-Häftlinge“ nach Deutschland verschleppt. Andere Frauen stammten aus dem Reich selbst und waren wegen kleinerer Vergehen oder politischer Gründe verurteilt.
Die Gefangenen mussten Zwangsarbeit leisten – nicht nur in Flußbach selbst, sondern auch in mindestens 26 Außenarbeitsstellen der Region. So arbeiteten sie beispielsweise in der Trockenkartoffelfabrik „Appolonia“ in Gillenfeld oder bei der Firma „Romika“ in Gusterath. Ebenso wurden sie in der Landwirtschaft eingesetzt, wo sie für Bauern schwere körperliche Arbeiten verrichten mussten.
Am 14. Juli 1943 wurde das Lager bei einem Bombenangriff der Alliierten schwer beschädigt. Im Herbst 1944, angesichts der nahenden Front, wurde es schließlich geräumt und die Gefangenen in andere Strafanstalten verlegt.
Mit ihrem wissenschaftlich fundierten Vortrag stellte Dr. Haase nicht nur die historischen Fakten dar, sondern gab den Opfern auch ein Stück ihrer Würde zurück. Als Vorsitzende des Vereins „Arbeitskreis Erinnerung der Großregion“ beschäftigt sie sich seit vielen Jahren intensiv mit den Schicksalen der Frauen, die in Flußbach inhaftiert waren.
Der Abend endete in einer Atmosphäre der Nachdenklichkeit und großen Wertschätzung für die Erinnerungsarbeit. Viele Besucherinnen und Besucher zeigten sich tief beeindruckt von den historischen Einblicken und den persönlichen Schicksalen, die an diesem Abend sichtbar wurden.
Die Ortsgemeinde Flußbach bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten!